Animal Aided Design

Animal Aided Design! Dieser Begriff wird immer wieder im Zusammenhang mit Haus - und Stadtbauprojekten genannt. Aber was ist dieses “Animal Aided Design” überhaupt? Und was hat dieser Begriff mit Innovativen Tierschutz zu tun?

In diesem Beitrag möchte ich mit euch in die Welt von Animal Aided Design eintauchen. Ich möchte euch den Begriff erklären und euch anregen durch euer neu erlerntes Wissen im Bereich Tierschutz selbst aktiv zu werden. Lest den Text und seht selbst. Es kann so einfach sein einen eigenen Beitrag zu leisten.

Die Kernidee

Mit Innovativem Tierschutz verbindet man zuallererst Themenbereiche wie gegen Tierquälerei vorzugehen, Menschen für Tierleid zu sensibilisieren oder auch Lebensweisen, wie den Veganismus zu fördern. Jedoch wird oft ein großer Bereich vergessen. Die wachsende Größe und Anzahl von Städten ist ein großes Problem für viele Wildtiere geworden. Der Lebensraum von vielen Tieren ist in den letzten Jahren gravierend geschrumpft. Wälder, Wiesen und Brachen mussten versiegelten Flächen und auch mit Monokulturen weichen. Viele Tiere sahen um zu Überleben die einzige Chance darin, sich eine Nische in den von Menschen geschaffenen Städten zu finden. Studien haben in der Vergangenheit des Öfteren belegt, dass die Städte dem Land an Artenvielfalt übertreffen. Dies ist der monotonen Landwirtschaft und dem weitläufigen Einsatz von Pestiziden geschuldet. Genau an diesem Punkt, der Flucht der Tiere in die Städte, setzt Animal Aided Design an.

Die Definition

Hinter dem Begriff Animal Aided Design (AAD) steckt eine Design- und Planungsmethode. Ihre Kernidee besteht darin das Vorkommen von Tieren von Beginn an im Planungskonzept zu integrieren. Im Allgemein bedeutet dies, dass die Bedürfnisse bestimmter Tiere von Anfang an in die Stadt-, Landschafts- und Freiraumplanung mit einbezogen werden. Die Entwurfsmethodik bereitet die Bedürfnisse der Tiere in ihrem gesamten Lebenszyklus auf und bettet diese in die Planung mit ein. Dadurch lassen sich dauerhaft wertvolle Nischen für Vögel, Reptilien und Säugetiere schaffen, jedoch wird auch die Lebensqualität von Städtern erhöht. Durch mehr Grün und eine artenreiche Stadt, kann die Stadt als Refugium für Tiere dienen und für die Stadtbewohner als Naturerlebnis werden. Das Konzept von Animal Aided Design wurde von einem interdisziplinären Forschungsteam entwickelt und geleitet von den Wissenschaftler Thomas E. Hauck (Fachgebiet Freiraumplanung an der Universität Kassel) und Wolfgang W.Weisser (Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie an der Technischen Universität München). Das gesamte Konzept mit Beispielen wurde im Rahmen der Forschung in einer Broschüre, welche ihr unter dem folgenden Link finden könnt, von der Universität Kassel und der Technischen Universität München, zusammengefasst.

Die Methodik

Die Entwurfsmethodik und ihre einzelnen Phasen sind sehr ähnlich wie die Phasen eines Bauprojektes. Nur das hier nicht direkt der Mensch an vorderster Stelle steht, sondern die Tiere. Ganz zu Anfang der Entwurfsplanung befinden wir uns in der Analyse- und Konzeptphase. Zuerst wird das Habitatpotential des Planungsgebietes für die Besiedlung von unterschiedlichen Tierarten bestimmt. Hiernach können die Zielarten, welche integriert werden sollen definiert werden. Hier ist wichtig sich Fragen wie

  • Welche Tiere wollen wir integrieren?
  • Welche Tiere fühlen sich in der Umgebung von Menschen wohl?
  • Welche Tiere sind in der näheren Umgebung schon angesiedelt bzw. bedroht?
  • Welche Tiere sind eventuell vor Jahren in diesem Bereich vertrieben worden?

zu stellen.

Nachdem die Zielarten definiert wurden müssen nun die Ansprüche der gewünschten Arten zusammengetragen werden. Jeder Lebensraum einer Tierart zeichnet sich durch bestimmte kritische Faktoren aus. Diese Faktoren leiten sich aus dem Lebenszyklus von de Art ab. Dadurch entsteht für jede Tierart ein Habitat, welches alle Ansprüche über den gesamten Lebenszyklus beinhaltet. Dies beinhaltet das Nahrungsangebot, die Jagdgebiete, die Nist- und Aufzuchtsquartiere, wie auch die Ansprüche an die Wintermonate. Nachdem die Habitate der Tiere definiert wurden, wird nun das Konzept des Projektes definiert. Hier werden die Rahmenbedingungen festgelegt und die menschlichen und tierischen Bedürfnisse vereint.

Betrachtung des gesamten Lebenszyklus der Tierarten

Hiernach befinden wir uns in der zweiten Phase, der sogenannten Entwurfs- und Detailplanungsphase. In dieser Phase werden die ersten Zeichnungen erstellt. In diesen Zeichnungen werden die Habitatansprüche der Tiere integriert. der Output ist ein Entwurf, welcher eine artgerechte Gestaltung des Standorts erfüllt.

Die dritte Phase besitzt den Namen Ausführungs- und Bauphase. In dieser Phase wird, das im Entwurf festgehaltenen Planungskonzept, in die Realität umgesetzt. Hierbei ist es sinnvoll neben Architekten, Statikern und Ingenieuren, eine ökologische Baubegleitung mit in den Bauprozess zu integrieren. Diese kann sicherstellen, dass die Habitate der Tiere rechtmäßig gebaut werden und die ausführenden Baufirmen in diesem Bereich sensibilisieren. Zudem ist es wichtig und eine Voraussetzung, dass auf die vorhandenen Tierbestände rücksicht genommen wird.

Bei der letzten Phase befinden wir uns in der Phase des Monitoring. Nach Vollendung der Planung wird ein Monitoring ökologischer, sozialer und ökonomischer Aspekte durchgeführt. Die Kontrolle kann zeigen, wie erfolgreich das Konzept in der Realität ist und welche Maßnahmen und eventuelle Anpassungen in Bereichen wie Pflege durchgeführt werden müssen.

Die Einsatzgebiete und Beispiele

Die Einsatzgebiete von Animal Aided Design reichen von kleinen, in das Gebäude integrierten, Bausteinen bis hin zur Planung von großräumigen Projekten wie ganzen Stadtquartieren und Parkanlagen. Darüber hinaus wird Animal Aided Design oft bei der Modernisierung wie auch der Gebäudesanierung eingesetzt. Jedoch tritt die Methodik von Animal Aided Design schon bei dem Gestalten von tierfreundlichen Innenhöfen ein.

Entwurfsbausteine von bgmr Architekten zur Methodik von Animal Aided Design

Durch die Vielfältigkeit der Einsatzgebiete wird schnell klar, dass es sehr leicht ist, dieses Konzept schon im kleinen Rahmen umzusetzen. Du musst kein ganzes tierfreundliches Haus bauen, um einen Beitrag für die tierischen Stadtbewohner zu leisten. Es reicht schon, wenn du deinen Balkon oder Garten mit kleinen Maßnahmen, wie bestimmten Pflanzen, einem kleinen Wassertrog oder Bruthäuschen aufrüstest. Ein kleiner Beitrag ist schon damit gemacht, mehr Wildblumen anzupflanzen und nicht immer alles akkurat im Garten zu beschneiden. Tiere und Natur sind nicht perfekt designt. Und kleine ungepflegte sandige Ecken sind für uns vielleicht ein Dorn im Auge, jeder kleine Vogel wird es dir aber danken, wenn er dort sein Gefieder putzen kann.

Wichtig ist immer nur, dass du dir im Vorhinein bewusst bist, welchen Tiere du ein neues Zuhause geben möchtest und wie diese in das Gebiet, in dem du wohnst, passen.

Im folgenden möchte ich dir noch ein Beispielprojekt der Technischen Universität Münchens und der Universität Kassel vorstellen. Der Testort befindet sich in Berlin. Es handelt sich um einen 60 Meter breiten Straßenzug. Zur Zeit befindet sich ein Parkstreifen zwischen den beiden Straßenbahnen. Der Magistral soll zu einem lebendigen Grünstreifen umdesignt werden. Welche Tiere vor Ort integriert werden sollten, wurde nach den folgenden Kriterien entscheiden:

  • das Vorhandensein der Art in der Umgebung des Entwurfsraums
  • die potentielle Eignung des Magistrals als Habitat für die Art

Geeinigt wurde sich auf die drei Tierarten Rotkehlchen, Nachtigall und Fledermaus. Im folgenden werde ich dir die Maßnahmen zur Integration des Rotkehlchen näher erläutern.

Das Rotkehlchen

Auch hier wurde zuallererst ein Portrait der Vogelart erstellt. Aus diesem lassen sich die kritischen Standortfaktoren der Art ableiten. Das Rotkehlchen gilt als Bodenbrüter. Ihre Nester bauen sie meist in Erdlöchern und Mulden, unter Grasbüscheln, zwischen Wurzeln und unter Reisig. Sowie nisten sie auch in Bodennähe z.B. in Baumhöhlen oder Mauernischen. Zum Nestbau nutzen sie oft ungewöhnliche Materialien wie z.B. diverse Gartenutensilien. Ab April werden 4 bis 7 Eier gelegt und für 14 Tage ausgebrütet. Die Jungen können nach ca. 14 Tagen ihre ersten Flüge tätigen. Die Jungvögel werden vor allem mit Insekten und später mit Raupen und Larven gefüttert. Ausgeflogene Jungvögel halten sich meist in Bodennähe auf. Adulte Rotkehlchen benötigen dichtes buschwerk als Ruhe- und Schlafstätte. Die Vogelart badet sehr gerne in flachen Wasserstellen. Die Hauptnahrung der adulten Vögel bilden am und im Boden lebende Wirbellose. Sie sind auf laubstreureiche Böden angewiesen. So sind die im Winter oft an künstlichen Futterstellen oder in Nähe von Komposthaufen oder Unterholz anzutreffen. Das Rotkehlchen überwintert zum größten Teil in Deutschland. Es ist auf schnee- und frostfreie Böden angewiesen. Im Spätsommers fangen die Tiere an durch gesang ihr Revier für den Winter zu verteidigen.

Maßnahmen zur Integration des Rotkehlchens

In dem Berliner Entwurf wurden gut einsehbare Flachwasserstellen mit guten Fluchtmöglichkeiten eingerichtet. Es wurden buschartige Gewächse, oft mit Dornen, angebaut, welche als Schutzgehölz für die am Boden hüpfenden Vögel dienen. Diese tragen zum größten teil Beeren, welche als Nahrungsergänzung genutzt werden. Zwischen Zaunskulpturen und dem bedornten Dickicht können die Vögel Nistmöglichkeiten finden. Besonders im Sommer finden die Vögel in den angelegten Feuchtbereichen genug Wirbellose wie z.B. Regenwürmer als Nahrung. Im Winter können die Vögel auf die Bereiche unter den dichten, immergrünen Strauchschicht als Nahrungslager zurückgreifen.

Ich hoffe ihr konntet euch mit meinem Beitrag einen kleine Überblick über die Methodik von Animal Aided Design machen und ich konnte euch einen ganz anderen Bereich von Innovativen Tierschutz näher bringen. Ich freu mich sehr, wenn ihr den Beitrag genossen habt und ein paar Dinge für euch mitnehmen konntet.

Unter dem folgenden Link könnt ihr euch die Broschüre, entworfen von der Universität Kassel und der Technischen Universität München, zum Thema Animal Aided Design herunterladen.

http://www.uni-kassel.de/fb06/fileadmin/datas/fb06/fachgebiete/LandschaftsarchitekturLandschaftsplanung/Freiraumplanung/Forschung/AAD/AAD_Web_10MB.pdf