Auswirkungen des Klimawandels auf Meereslebewesen

Mein persönliches Zusammentreffen mit dem Great Barrier Reef

Als ich für 3 Monate in Australien war hatte ich die Möglichkeit mir endlich das Great Barrier Reef aus nächster Nähe anzuschauen. Das große Great Barrier Reef, von dem man schon so viel gehört hatte. Die riesigen Bauwerke von Korallenriffen, die ein eigenes Ökosystem darstellen und das Leben in ihnen vergleichbar mit Manhattan machen. Schon immer hat mich die Nähe zum Wasser und das Leben unter der Oberfläche fasziniert. Ich habe es zuvor als das größte Erlebnis eingestuft, auf das ich mich gefasst machen kann. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es mich tatsächlich erstaunt und sogar im Nachdenken über meine Zukunft verändert hat, jedoch nicht im positiven Sinne.

Nachdem ich schließlich aus dem Wasser stieg und all die Eindrücke verarbeiten konnte, fing ich an mich mit diesem Thema zu beschäftigen und stieß auf eine Netflix Dokumentation „Chasing Coral“, an die ich meinen Beitrag etwas anlehnen möchte.

Wie bezieht sich der Klimawandel auf die Weltmeere?

Um zu erklären warum ich die Korallen in den Tierschutz einstufe, fange ich einmal groß an. Die Weltmeere bedecken 71% der Erdoberfläche und steuern das Wetter, die Luft und sorgen für einen gesunden Planeten. Wenn nun jedoch der Planet durch menschliche Hand erkrankt, erkrankt auch das Meer, was zu einem weitreichenderen Problem führt, als dass „nur“ das Ökosystem Meer zusammenbricht.

Aufgrund der Treibhausgasemission erwärmt sich der Planet und die Meere nehmen 93% dieser Energie auf, um der Erhitzung entgegenzuwirken. Würden das die Meere nicht tun, wäre die Durchschnittstemperatur der Luft 50°C.

Wir bemerken den Klimawandel noch nicht so stark. Was machen uns denn schon 2°C Erwärmung aus? Die merkt man doch fast gar nicht und sowieso gibt es viel größere Schwankungen zwischen den Jahreszeiten.

Die Schwankungen im Wasser entsprachen in den 70er Jahren allerding nur 0,5°C. Damit kommen die Meereslebewesen zurecht. Die Durchschnitttemperatur steigt jedoch von Jahr zu Jahr. Je wärmer das Wasser, desto weniger Sauerstoff kann im Wasser binden und steht weniger Organismen zur Verfügung. Außerdem kann ein Anstieg von 2°C im Wasser nicht mit einem Anstieg der Lufttemperatur verglichen werden. Ein schönes Beispiel ist unsere Körpertemperatur. Wenn wir gesund sind entspricht unsere Körpertemperatur ca. 37°C. Wenn wir erkranken und Fieber haben, werden wir wärmer und ein Anstieg von 2°C kann auf sehr lange Zeit tödlich enden. Und genau das passiert auch dem Meer.

Warum sind Korallen so wichtig und sind das eigentlich Tiere?

Selbst geschossenes Foto im Great Barrier Reef. Die Korallenbleiche ist schon etwas zu sehen.

Korallen sind Tiere, die eine Symbiose mit einer Pflanze eingehen. Sie sind sehr komplex im Inneren und doch verhältnismäßig unscheinbar im Äußeren. Der Pflanzenteil der Koralle sorgt am Tage für die Photosynthese und die damit verbundene Nahrungsaufnahme. In der Nacht pausiert die Pflanze und das Tier erwacht. Jede Koralle besteht aus Milliarden Polypen, die alle einen Mund; einen Magen und Tentakel besitzen. Mittels Nesselzellen fangen sie sich ihre Beute. Somit sind Korallen, nicht einfach nur Pflanzen, sondern richtig lebende Tiere. Intelligente Tiere, die nicht nur eine Symbiose mit ihrer körpereigenen Pflanze eingeht, sondern auch mit vielen Fischen und anderen Meereslebewesen. Sie bilden riesige Wohnmöglichkeiten und Kinderstuben für so viele Arten von Fischen.

Erkranken nun die Korallenriffe, ziehen immer mehr Fische fort und suchen sich einen neuen Lebensraum oder sterben gar aus. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Ökosystem, das droht zusammen zu brechen, sondern auch auf Tiere, die sich von Fischen ernähren und sogar auf den Menschen. Korallen ernähren mehr als 500 Mio. Menschen, indem sie den Fischen und anderen Lebewesen eine Unterkunft, Schutz und Nahrung bieten. Zudem werden neue Medikamente, wie Krebstherapeutika, aus Korallen gewonnen.

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel direkt auf die Korallen?

In den letzten 30 Jahren hat die Erde 50% der Korallenriffe verloren. Innerhalb 2 – 6 Monate kann sich ein Korallenbleichen ausbreiten. Das ist keine Krankheit und schon gar kein natürlicher Sterbeprozess. Es ist eine Folge der Erderwärmung und war schon Anfang der 80er Jahre das erste (ungesehene) Zeichen des Klimawandels. Das Bleichen ist eine Stressreaktion der Korallen. Um einen zu hohen Energieverbrauch bei Erwärmung zu vermeiden, sondert das Tier die Pflanze von sich und was bleibt ist ein weißes Skelett. Es sieht wunderschön aus, ist jedoch der erste Prozess des Sterbens. Nachdem die Pflanze abgesondert wurde, kann keine Nahrung mehr aufgenommen werden, die Koralle pflanz sich nicht fort und stirbt schließlich ab. Was bleibt ist braunes Gewebe.

Ein anderes Phänomen wurde 2015 erstmalig entdeckt. Die Korallen umhüllten sich mit einem chemischen Schutzfilm, der sie fluoreszieren ließ. Sie fingen an, mit den schönsten Farben zu leuchten, doch auch das war nur ein vermeidlich wunderschöner Prozess des Sterbens. Es scheint als wollten sie noch ein letztes Mal auf sich aufmerksam machen, bevor sie sterben.

Selbst geschossenes Bild im Great Barrier Reef. Eingekreist ist die fortgeschrittene Korallenbleiche und bereits abgestorbenes Gewebe.

Das Problem an den Menschen bringen

Wie kann nun vermittelt werden, dass diese wunderschönen leuchtenden Farben und das Weiß kein Anzeichen von Gesundheit sind? Es ist schwer an die Menschen heranzutreten, weil die Korallenriffe nicht wahrgenommen werden. Keiner interessiert sich für etwas, das nicht täglich zusehen ist. Würde innerhalb 2 Monate der Regenwald absterben wäre das Geschrei groß und jeder würde sich fragen wie das passieren konnte. Korallenriffe haben eine genauso große ökologische Bedeutung, wie die Bäume, doch hier will es keiner wahrhaben.

Also ich vor 5 Jahren im Great Barriere Reef tauchen war, konnte ich den Klimawandel und den Tourismus deutlich spüren. Viele Korallen waren bereits tot, einigen hat man die Bleiche schon angesehen und es waren zu wenig Fische Vorort, um sagen zu können, dass das ein richtiger Lebensraum ist.

Wird das Geschehen nicht gestoppt, kann es zu einer undenkbaren Aussterbens-Kette kommen. Zu hoffen ist nur, dass das Problem nicht erst in den Köpfen der Menschheit ankommt, wenn Kulturen oder Tiere aussterben, die auf Meereslebewesen angewiesen sind.

<img scr=”http://snm-hnee.de/wp-content/uploads/2017/09/ChasingCoral_2.jpg /> Bild aus der Netflix Dokumentation Chasing Coral. Links ein gesundes Korallenriff, rechts 6 Monate später von der Korallenbleiche betroffen.

Es ist noch nicht zu spät, um einen Wandel zu erreichen. Allerdings ist dafür viel Aufklärung nötig. Ich möchte jeder Leserin und jedem Leser die Netflix Dokumentation „Chasing Coral“ ans Herz legen. Außerdem kann man sich auf der Seite www.chasingcoral.com über Möglichkeiten informieren, wie man helfen kann. Es ist wichtig darüber zu sprechen und jeder sowie jedem verständlich zu machen, dass es nicht nur um schöne Pflanzen geht, sondern um richtige Tiere sowie Tiere, die in ihnen leben und letztendlich uns selbst.

Quellen: Netflix Dokumentation Chasing Coral http://snm-hnee.de/2017/09/3174/ https://www.telegraph.co.uk/content/dam/news/2017/06/26/TELEMMGLPICT000088211244_trans_NvBQzQNjv4BqrduRQfIjONMjRT2xVSqTqUSSKLtb6W3JTHO22Hljeu4.jpeg