Das Dilemma mit der Medizin

Das Dilemma mit der Medizin

Im Laufe meines Studiums habe ich mich mit der Frage beschäftigt: Benötigen wir immer noch Tierversuche um fortschrittliche Medizin zu entwickeln?

Der Mensch stellt immer höhere Ansprüche an das Leben. Er will mehr essen, mehr reisen, ein größeres Haus und natürlich will er auch lange und gesund leben. So weit so gut. Aber um lange und gesund leben zu können brauchen wir nicht nur eine gesunde Lebensweise, sondern leider oft auch Medikamente. Diese sollten möglichst effektiv und am besten noch ohne Nebenwirkungen sein. Im Laufe der Jahrhunderte haben wir immer ausgeklügeltere Methoden entwickelt um das zu erreichen. Eine davon ist die Verwendung von Tieren als unsere, im wahrsten Sinne des Wortes, Versuchskaninchen. Inzwischen sind wir sogar soweit, dass es oftmals nicht mehr erlaubt ist ein Medikament auf den Markt zu bringen, ohne es vorher an Tieren getestet zu haben. Aber ist das wirklich immer noch notwendig?

In der modernen Forschung gibt es sehr viele Ansätze für alternative Methoden, welche uns den Versuch am Tier ersparen können. Dazu zählen zum Beispiel die in-situ Methoden, bei denen mit Zellkulturen gearbeitet wird. Auch die relativ neue Methode des Biochips ermöglicht es viele Tierversuche zu umgehen und trotzdem vielversprechende Ergebnisse zu erzielen. Es gibt noch viele weitere Ansätze und Methoden doch leider sind diese oftmals nicht komplex genug um einen kompletten Körper widerzuspiegeln. Und genau darin besteht das Dilemma: der Wille für bessere Medizin ohne Tierversuche und die fehlenden Möglichkeiten dies zu erreichen.

Die Forschung greift schon seit einiger Zeit auf das 3R-Prinzip zurück. Dabei geht es darum die Tierversuche zu ersetzen (Replacement). Sollte dies nicht möglich sein folgt das Verringern der verwendeten Tiere (Reducement) und anschließend noch das Verbessern der Bedingungen im Versuch (Refinement). Das sind natürlich erstmal noble Ansprüche, aber die tatsächliche Umsetzung wirft Probleme auf. Jede Person welche in der Medizin forscht hat andere Vorstellung von der Notwendigkeit eines Tierversuches und auch wenn es schon viele alternativen Methoden gibt, so gibt es doch nicht für jedes Forschungsgebiet die passende alternative Methode. Auch muss bei der Entwicklung neuer Methoden sichergestellt werden, dass diese mindestens genauso gut funktionieren wie ein Tierversuch, welcher daher ebenfalls durchgeführt werden muss, um sie vergleichen zu können.

Dies ist ein Dilemma, für das weder ich in meinen Recherchen, noch die Wissenschaft durch viel forschen eine Lösung gefunden haben. Vielleicht werden wir in Zukunft Methoden entwickeln und validieren können mit denen die Tierversuche ersetzt werden können. Doch bei dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind wir noch weit davon entfernt komplett auf Tierversuche zu verzichten. Bei meinen Nachforschungen bin ich auf den Text des Wissenschaftsjournalisten Arvid Leyh gestoßen, welcher das Thema sehr gut erläutert und beide Seiten gut dargestellt hat (https://www.dasgehirn.info/grundlagen/methoden/tierversuche-nein-danke) und meine Meinung zu der Komplexität des Problems verstärkt hat.

Da dieses Problem eine Frage ist, die jeder, der in der Medizin forscht, für sich selbst beantworten muss, kann ich nur empfehlen sich ausgiebig damit auseinanderzusetzen und für sich selbst ein Urteil zu fällen. Ich bin zu dem gleichen Schluss wie Arvid Leyh gekommen: Tierversuche sind grausam aber leider noch nicht ausreichend ersetzbar und wir müssen Wege finden um das zu ändern und die Tierversuche zu reduzieren. Dazu kann jeder einen Beitrag leisten und sei es nur das überdenken seiner jetzigen Arbeitsweise.