Pluto
Written on July 11th, 2020 by Katharina KnepperAls Pluto zu uns kam
war es Frühjahr und wir wollten eigentlich „nur mal gucken“. Wir fuhren zu einer Züchterin in Brandenburg mit einer vielversprechenden Website und verliebten uns sofort in den bereits 15 Wochen alten Zwergdackel. Da wir bereits einen toll erzogenen, 10-jährigen Labrador haben und uns als recht erfahrene Hundemenschen bezeichnen würden, dachten wir, dass ein kleiner Dackel als Zweithund keine riesige Herausforderung darstellen würde. Nach ein paar Tagen fing der Kleine an, durchgehend seinen Schwanz zu jagen. Nicht ab und zu, dass es noch typisch Welpe und süß war, sondern 20 Stunden am Tag. Ruhe und Pause kannte er nicht. Wir waren verzweifelt. Fuhren zu mehreren Tierärzten, hörten tausend verschiedene Theorien von Futterallergie zu Milben und sprachen letztendlich mit unserer Hundetrainerin aus der Martin Rütter Dogs Hundeschule Berlin. Kurz danach fing Pluto an, bei Gassi Gängen zu schreien, aus vollem Halse. Er schrie und zog. Fand noch immer keine Ruhe. Heute, geht es Pluto gut. Mit mittlerweile fast 1,5 Jahren. Wir haben vieles probiert, von einigen Dingen möchten wir hier berichten und vielleicht einige Nerven ersparen.
Pluto jagt seinen Schwanz
Was man aus süßen und lustigen Tiervideos kennt ist tatsächlich nicht so süß und lustig. Pluto hat die ersten Wochen seinen Schwanz gejagt, sobald wir nach Hause kamen. Wir waren bei mehreren Tierärzten, haben sein Futter umgestellt, Milbenshampoo benutzt, alles testen lassen, keine Veränderung. Zur Ruhe kam Pluto nur, wenn wir ihn in seine Transportbox legten und diese mit einem Handtuch abdunkelten. Wir versuchten es mit Ignorieren, mit aus dem Zimmer gehen, mit Ablenken. Nichts half. Mittlerweile war am Schwanz kaum noch Fell. Wir sprachen dieses Verhalten bei unserer Trainerin an, die relativ schnell darauf kam, dass der Kleine in seiner Zucht kein Spielzeug kennen gelernt hatte und somit bei uns völlig überfordert mit all den tollen Sachen und seinem großen Bruder war, dass er sobald er kein Spielzeug hatte, seinen Schwanz jagte. Die nächsten Wochen lebte Pluto quasi in seiner Box. Er durfte nicht mehr in unserer Wohnung frei rum laufen, nur noch Gassi gehen und schlafen. Und dann ein halbes Jahr später, jagt er nicht mehr seinen Schwanz. Wenn er andeutet, dass er sich nach hinten lehnt und sein Schwanz zittert, wissen wir, er muss mal, ist müde oder hat Hunger. Damit lässt sich leben. Er lebt mittlerweile outside the box und findet sogar von alleine Ruhe. Aber das war ein Kampf. Wir waren zwischendrin so verzweifelt ob es an uns liegt, dass ich so viele Tränen und Nerven verloren habe. Aber wir haben es geschafft. Dienstag, 7. Juli 2020
Pluto schreit
Seit ca einem Dreiviertel Jahr schreit Pluto sich die Seele aus dem Leib im Wald, am Strand, am See, auf Wiesen. Kein Hundetrainer konnte uns helfen. Wir haben den Wald gemieden, ihn schreien lassen, ihn versucht abzulenken. Alles. Er ist einfach überfordert von neuen Situationen, großen Flächen, ungewohnten Gerüchen. Nun sind wir 1 Jahr später später an einem neuen Punkt. Pluto läuft über die Wiese auf dem Treptower Park und schreit nicht mehr durchgehend, er quiekt, er bellt, aber er schreit nicht mehr ohne zu atmen. Das ist möglich, weil er sich langsam an ungewohnte Orte gewöhnt, allerdings auch nur wenn er sie einschätzen kann. Strand geht noch immer nicht. Zusätzlich dazu haben wir uns aufgrund der Züchterin von einer Anwältin beraten lassen. Wir haben einige weitere Welpen aus der Zucht und sogar dem Wurf gefunden und siehe da, jeder hat psychische und körperliche Probleme. Bei einer Schwester von Pluto wurden sogar die abgebissenen Ohrenspitzen wieder angeklebt. Was für ein Mensch tut so etwas.. Wir sind im Kontakt mit Tierschützern, haben das Veterinäramt bereits hingeschickt und sind drauf und dran, diese Zucht schließen zu lassen. Wäre Pluto in einer anderen Familie mit weniger Zeit und Geld gelandet, wer weiß, was aus ihm geworden wäre.. Wir haben mit diesem kleinen Floh so viel durch, wir haben geweint, sind verzweifelt und haben gelacht. Heute nach über einem Jahr jeden Tag neuem Chaos kann er endlich alleine schlafen und wir wissen wie wir mit ihm umzugehen haben. Mein Appell an alle zukünftigen Hundebesitzer, informiert euch. Selbst wenn die Zucht noch so gut aussieht, die Züchterin noch so nett ist, seid vorsichtig. Denn, dass wir uns nicht haben scheiden lassen in dieser Zeit, ist ein Wunder.