Die Stiftung Naturschutz Berlin - Das Bootcamp für Berliner AAD-Begeisterte?

Ich möchte mit meinem heutigen Beitrag gerne an den Post von Vera Groesmann am 3. Juli 2020 anknüpfen. Die vorgestellte methodische Arbeit des „Animal Aided Design“ lenkt die Aufmerksamkeit der Stadtbewohner wieder auf den Schutz von Wildtieren in der Stadt. Doch dort gibt es meist schon das erste Problem – Stadtmenschen haben oft gar keinen Bezug mehr zum „wilden“ und der „Natur“ bzw. nimmt der gesenkte Blick aufs Smartphone die Tiere im unmittelbaren Umfeld gar nicht mehr wahr. Und das wirkt sich durchaus nachteilig auf deren Schutz aus, da man nur Tiere schützen kann, deren Vorkommen auch bekannt sind.

Also, was kann man dagegen tun? Wie eignet man sich als fachfremde, aber interessierte Person das nötige naturschutzfachliche und planerische sowie organisatorische Grundlagenwissen an, um letztendlich auch in der Lage zu sein, sich für die Bedürfnisse der Tiere wirkungsvoll einsetzen zu können?

In diesem Zusammenhang möchte ich euch heute gerne die Stiftung Naturschutz Berlin vorstellen. Die gemeinnützige Stiftung Naturschutz Berlin, kurz SNB, wurde 1981 vom Land Berlin gegründet und hat seither die Aufgabe, den Natur- und Umweltschutz in Berlin zu fördern und so zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen beizutragen. Die Stiftung sitzt an der Schnittstelle von Umweltverbänden, Forschungseinrichtungen, Umweltanalytiklaboren, Verwaltungen und diverser privater Beteiligter. Die Hauptaufgabe der Stiftung besteht vorrangig darin, die regionalen Aktivitäten zum Schutz der Umwelt und Natur zu unterstützen. Für alle, die den Berliner Natur- und Umweltschutz unterstützen und kennenlernen wollen, besteht die Möglichkeit der Teilnahme an einem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ bis 25 Jahre) oder an einer ökologischen Variante des Bundesfreiwilligendienstes (ÖBFD ab 26 Jahren). Letzteres gibt insbesondere Menschen, die älter als 26 Jahre sind die Möglichkeit, sich als Freiwillige im Umwelt- und Naturschutz zu engagieren.

Wie genau kann Euch die Stiftung bei eurem Engagement zur Verwirklichung des „Animal Aided Design“-Ansatzes behilflich sein?

Da unser Fokus auf dem Tierschutz liegt, möchte ich hier auf die Koordinierungsstelle Fauna aufmerksam machen. Dieser Arbeitsbereich der SNB befasst sich mit der Erfassung und Dokumentation von den 20.000 in Berlin vorkommenden Tierarten, deren Lebensräume durch städtebauliche Maßnahmen und den Klimawandel immer mehr gefährdet werden. Zudem entwickelt die Koordinierungsstelle Fauna in Zusammenarbeit mit den Berliner Naturschutzbehörden Schutzmaßnahmen und Bildungsprogramme zum Erhalt der Tierwelt und des Artenreichtums in unserer Stadt.

Das Bildungsangebot der Stiftung beginnt bei einfachen Publikationen, wie zum Beispiel das schön gestaltete Entdeckerheft „Wilde Tiere in der Stadt“, welches für Neugierige erste Einblicke in die versteckte Welt der tierischen Stadtbewohner illustriert und erste Impulse für eigene Beobachtungen und Entdeckungen liefert. Das Buch beinhaltet neben Illustrationen auch erste thematische Sachtexte und verweist Fortgeschrittene auf das Tierstimmenarchiv des Naturkundemuseums Berlins, welche über die Seite der SNF eine große Sammlung an Tonaufnahmen zur Verfügung stellt. Die erfassten Tiersichtungen und Beobachtungen können nicht nur im Entdeckerheft festgehalten werden, sondern zudem über bereitgestellte Forscherbögen direkt an das Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung gemeldet werden.

Abb. 1 & 2: Auszug auf dem Entdeckerheft „Wilde Tiere der Stadt“. Die Grundlage für jede Planung ist die Bestandsaufnahme. Nur so können Entwicklungsbereiche identifiziert und priorisiert werden. Der Citizen-Science-Ansatz des Entdeckerheftes bietet den Interessierten die Möglichkeit, sich entsprechende Forscherbögen auf der Internetseite herunterzuladen, mit denen alle Tiersichtungen Wissenschaftler*innen gemeldet werden können.

Wer sich zusätzlich noch freiwillig oder ehrenamtlich für den Tierschutz einsetzen möchte, hat das Glück bei der SNB auf ein breit aufgestelltes Bildungsangebot zu treffen. Die Stiftung vermittelt mit Hilfe von Vorträgen, Seminaren, Workshops und Exkursionen das nötige Grundlagenwissen in allen, für ein wirkungsvolles Engagement relevanten Themengebieten. Die Seminare und Workshops behandeln den Umgang mit neuen EDV-Programmen, Methoden der Öffentlichkeitsarbeit, vereinsrechtliche Fragen oder auch Fundraising. Die Seminare sind auf haupt- und ehrenamtliche Engagierte ausgerichtet, denen im Gegensatz zu Unternehmen, die nötigen finanziellen Mittel für solche Weiterbildungen fehlen. Darüber hinaus besteht selbstverständlich auch die Möglichkeit, sich direkt in der Stiftung, zusammen mit erfahrenen Mitstreitern, ehrenamtlich für den Tierschutz zu engagieren.

Zum Abschluss möchte ich euch noch ein erfolgreiches Projekt der Stiftung Naturschutz Berlin vorstellen, welches der im „Animal Aided Design“ beschriebenen Methodik in seiner Umsetzung sehr nahekommt. Das Projekt heißt „Berliner Spatzenretter“ und beschäftigt sich mit dem Erhalt von Nistmöglichkeiten bestehender Spatzenkolonien und anderer Gebäudebrüter in Berlin. Die urbanen Lebensräume dieser Populationen gingen in den vergangenen Jahren Zunehmens durch Gebäudesanierungen verloren. Genauer gesagt, gingen durch Dach- und Fassadensanierungsmaßnahmen, lebenswichtige Nischen und Schlupflöcher sowie Hecken und Fassadenbewuchs unwiederbringlich verloren. In diesem Projekt werden in Zusammenarbeit mit Bezirksämtern und Naturschutzbehörden die tierischen Bedürfnisse von vorhinein in die Sanierungspläne örtlicher Schulgebäude integriert. Nach der anfänglichen Bestandsaufnahme der vorkommenden Vogelarten, wird die Sanierungsarbeit durch ein umfangreiches Naturbildungsangebot für Lehrer*innen und Kinder begleitet.

Abb. 3: Die „Berliner Spatzenretter“ sichern wichtigen Lebensraum für Gebäudebrüter an Berliner Schulen.

Abb. 4: Planausschnitt aus Broschüre „Animal Aided Design“. Gezeigt werden die Entwurfsbausteine für den Haussperling.

Die Sanierungsarbeiten der Berliner Spatzenretter umfassen nicht nur die Integration von Nistkästen und Vogeltränken, sondern auch die Anlage von Wildblumen- und Unkrautbeete, mit den dazugehörigen Würmern und Insekten als Nahrungsquelle, oder auch die Anpflanzung von Hecken als Unterschlupf- und Schlafplätze für die betroffenen Gebäudebrüter. Ein Ziel des Projektes ist es, das die Schulen langfristig mit Freude die Verantwortung für das Wohlergehen der Berliner Schulspatzen übernehmen. So ergibt sich zusätzlich die Chance, die Naturbildung und das Umweltbewusstsein der Kinder mit Hilfe des praktischen und spannenden Unterrichtsgegenstandes zu fördern.

Weitere Infos zur Stiftung Naturschutz findet ihr im online Internet unter der URL stiftung-naturschutz.de

Anschrift der Stiftung: Stiftung Naturschutz Berlin Potsdamer Straße 68 10785 Berlin Tel.: 030 26394-171 E-Mail: bildungsforum(at)stiftung-naturschutz.de