Tierschutzinitiative Streunerglück e.V.

Du kannst nicht alle Tiere der Welt retten, aber man kann die ganze Welt eines Tieres retten! – Streunerglück e.V.

Wozu eine Tierschutzinitiative, die Hunde aus dem Ausland rettet?

In Deutschland werden Hunde meist als Familienmitglied gehalten. Dies ist jedoch nicht überall auf der Welt so. In vielen Ländern ist es üblich, dass Hunde kein Zuhause bei einem Menschen haben, sondern auf der Straße leben. Sie vermehren sich dabei unkontrolliert. Auch ist eine Zwinger- oder Kettenhaltung in vielen Ländern üblich, bei der die Hunde beispielsweise auf das Grundstück aufpassen sollen. Machen sie diesen Job nicht gut genug, so werden sie aussortiert. Um dem Leid entgegen zu wirken, gibt es einige Tierschutzinitiativen. Eine davon stellen wir hier vor.

Streunerglück e.V.

Streunerglück e.V. vermittelt Tiere aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina; hauptsächlich nach Deutschland. Im Frühjahr 2019 ist ein Tierheim des Vereins, genannt Strayvillage 2.0 in Mostar (Bosnien-Herzegowina) entstanden. Hier werden vor allem Hunde aufgenommen, welche in Mostar auf der Straße leben und vermittelt werden können. Wichtig ist den Vereinsmitgliedern vor allem die Aufklärung vor Ort! Aufgeklärt werden zum Beispiel die Schulkinder und auch die Halterinnen. Der Verein möchte das Problem an der Wurzel packen, nicht nur die Tiere vermitteln. Über ein Partnerprojekt mit *Dogstrust werden daher wöchentliche kostenfreie Kastrationsprojekte durchgeführt, damit sich die Tiere nicht ungewollt und unkontrolliert vermehren können. Ebenso werden die Streuner gefüttert welche im Tierheim bisher nicht aufgenommen werden konnten. Um eine Ausreise der Tiere zu ermöglichen, gibt es zwei Möglichkeiten:

Adoption: Das Tier wird von einem Interessenten/ einer Interessentin adoptiert und verbleibt dort lebenslang.

Pflegestelle: Das Tier wird in einer Pflegestelle für eine unbestimmte Zeit aufgenommen. Diese kümmert sich um das Tier solange, bis ein Adoptant/ eine Adoptantin gefunden ist.

Der Ablauf einer Vermittlung

Interessenten melden sich über ein Portal wie beispielsweise www.tiervermittlung.de oder auf der Website von Streunerglück e.V. auf die Anzeige des Tieres. Es erfolgt die Kontaktaufnahme eines Vereinsmitgliedes mit der Bitte um das Ausfüllen einer Selbstauskunft der Interessenten. Nach positiver Beurteilung erfolgt ein Telefongespräch. Ist dieses weiterhin positiv, so erfolgt im nächsten Schritt eine Vorbesichtigung eines Vereinsmitgliedes bei den Interessenten um zu sehen, wie das Tier leben würde und wie die Interessenten einzuschätzen sind, vor allem aber ob die Interessenten zum Tier passen. Ist dies positiv, so wird bei einer Adoption ein Tierüberlassungsvertrag geschlossen und der Transport geplant.

Interview mit Janina von Streunerglück e.V.

Janina macht Vor- und Nachbesichtigungen für den Verein und ist Ernährungsberaterin für Hunde.

Wie viele Tiere können im Streunerdorf aufgenommen werden?

Das kommt auf Alter, Größe und Verträglichkeit an. Wir haben 35 Kennels. Diese können mit zwei großen oder 3 kleineren Hunden belegt werden. Welpen bleiben im Verband; hat ein Wurf 11 Welpen, werden sie gemeinsam in einem Kennel untergebracht. Bei Unverträglichkeit hat ein Hund seinen Kennel natürlich allein. Im Schnitt sind es etwa 50-60 Hunde im Streunerdorf.

Wie viele Vermittlungen werden von einer (ehrenamtlichen) Vermittlerin pro Jahr ca. durchgeführt?

Pro Vermittlerin variiert das ganz stark, da es immer darauf ankommt, wie viel Zeit diejenige ehrenamtlich einbringen kann. Wir fahren etwa einmal im Monat einen Transport mit 15-20 Hunden. Über das Jahr gesehen liegt die Anzahl der vermittelten Hunde bei um die 200.

Welche Tiere werden nicht gern adoptiert?

Hunde die alt, schwarz oder mit Handicap versehen sind, haben es grundsätzlich am schwersten. Wenn dann noch eine Kombination der Faktoren hinzukommt wird es besonders schwer. Es werden auch eher junge und kleinere Tiere genommen. Einige Menschen haben Angst vor schwarzen Hunden, andere Aberglauben, sie haben ein schlechtes Image. Und weil so viele Menschen Angst davor haben, nehmen auch einige der Menschen ohne Angst keinen schwarzen Hund, da sie die Reaktionen der Umwelt nicht wollen.

Wie viele Tiere werden direkt im Ausland vermittelt und in welche Länder wird außer nach Deutschland noch vermittelt?

Wir vermitteln nur ganz selten innerhalb Bosnien und Herzegowinas. Das sind einzelne Fälle pro Jahr. Wir vermitteln aber ab und an in die Schweiz und nach Belgien/Luxemburg.

Was sind die “Risiken” einer Adoption?

“Risiko” ist grundsätzlich, dass immer etwas Wundertüte dabei ist. Wir versuchen, sowohl die potenziellen Adoptanten vorher gut einzuschätzen und natürlich erst recht unsere Hunde. Aber dennoch kann sich ein Hund nach langer Reise und in neuem Umfeld anders benehmen als gedacht und auch die Menschen können sich als anders herausstellen, als man sie eingeschätzt hat. Im schlimmsten Fall muss der Hund kurzfristig ausziehen, was ihn nachhaltig verunsichern kann.

Welche Probleme gab es während der Corona-Zeit?

Wir mussten einen geplanten Transport mit 20 Hunden kurzfristig absagen und um 1,5 Monate verschieben. Dadurch war das Streunerdorf komplett voll und weitere Tiere, die eigentlich schon geplant waren als nächstes einzuziehen, mussten auf der Straße bleiben. Immer mit dem Risiko verletzt oder getötet zu werden. Unsere Sachspenden konnten nicht mehr ins Land gebracht werden, so dass wir kurzfristig Futter vor Ort kaufen mussten, was viel Geld gekostet hat und nur dank unserer tollen SpenderInnen möglich war. Plötzlich wollte alle Welt einen Hund - oftmals ohne die Zeit nach Corona bedacht zu haben. Das erforderte sehr viel Bedacht und Aufmerksamkeit, diese Leute herauszufiltern, damit keiner unserer Schützlinge darunter leiden muss. In Bosnien und Herzegowina herrschten strikte Ausgangssperren, das hat die Arbeit vor Ort erschwert. Zusätzlich können wir VermittlerInnen nicht runterfahren und die neuen Hunde persönlich kennenlernen.

Fotos: Philipp Sommer Fotografie Transport von 38 Hunden und zwei Katzen mit zwei Transportern am 09.05.2020- erster Transport während der Corona Pandemie

Wissenswert

“Jede Hündin kann zweimal im Jahr Junge bekommen, jedes Mal zwischen 4-8 Welpen. Sind davon die Hälfte wieder Hündinnen, die schon mit sechs Monaten ebenfalls Junge bekommen können, dann kann man sich vorstellen, wie die Population von Jahr zu Jahr größer wird.” - Streunerglück e.V. Rubrik Kastrationsprojekte

Buchtipp für Interessenten, Pflegestellen und Adoptanten

Die zweite Chance – Hunde mit Vergangenheit, Kosmosverlag, ISBN: 978-3-440-15139-6

Wenn ihr mehr über Streunerglück e.V. wissen wollt oder mit den Gedanken spielt ein Tier zu adoptieren, so schaut doch gern auf der Website vorbei:

https://streunerglueck.de