Labortiere in Deutschland
Written on July 17th, 2020 by Olivia SmithIm Jahr 2018 mussten 2,8 Millionen Tiere bei Tierversuchen in Deutschland leiden. Zum Vergleich: München hat 1,47 Millionen Einwohner, also werden jährlich fast doppelt so viele Tiere in Versuchslaboren eingesetzt, als Menschen in der ganzen Stadt leben! Die Versuchstiere sind entgegen der Vorstellung vieler Menschen nicht nur Mäuse, sondern auch Kaninchen, Hunde, Katzen und ja immer noch in seltenen Fällen Affen werden in Deutschland für Versuche verwendet. Wie das Leben eines solchen Tieres sich anfühlt, lässt sich nur schwer vorstellen, aber das folgende Zitat der Initiative Hilfe für Labortiere gewährt einen kurzen flüchtigen Blick auf die Dinge, die sich hinter verschlossenen Türen abspielen: „Ein großer Raum. Sie sitzen auf Beton oder Kacheln. Meistens zu mehreren, zwei, drei in einem Abteil. Manche, durch die Enge, Stress und Angst aggressiv geworden, auch allein. Gittertüren sind der einzige Ausblick zu einer Welt, die doch nur den Blick auf einen weiteren kahlen, sterilen Innenraum zulässt. Hier sitzen sie – manche nur wenige Tage, um dann nach Versuchen an ihrem Körper getötet zu werden, manche über Jahre, bis sie „ausgedient“ haben. Dann werden sie entsorgt, getötet. Kein Tier verlässt das Versuchslabor lebend.“
Initiative Hilfe für Labortiere e.V.
Um dieses Schicksal einigen traurigen Seelen zu ersparen, gibt es die Initiative Hilfe für Labortiere e.V. mit dem Sitz in Berlin Köpenick. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, jene Tiere aufzunehmen und weiterzuvermitteln, die aus den Laboren freigegeben werden und somit eine Chance auf ein zweites besseres Leben haben. Melanie Scheel ist die erste Vorsitzende der Initiative und gewann sogar im Jahr 2009 den Berliner Tierschutzpreis. Der Verein besteht aus wenigen Mitgliedern, die allesamt berufstätig sind und trotzdem die Zeit finden sich ehrenamtlich für den Tierschutz einzusetzen. Gemeinsam haben sie ein erstaunliches Netzwerk zusammen mit anderen Initiativen und Privatpersonen aufgebaut, in dem viel Fachwissen und Hilfe ausgetauscht wird. http://labortiereberlin.de/wp-content/uploads/2015/05/logo-fuer-web-retina-1800px.png
Das große Warum
In einem Interview mit Frau Scheel kam auf die Frage des Warums sofort wie aus einer Pistole geschossen: „es macht sonst keiner“. Und das ist nur zu wahr, denn niemand fühlt sich verantwortlich für diese Tiere, die für den Dienst an den Menschen leiden, zu sorgen. Die Erfolge dieser Tiere, wenn zum Beispiel der Hund das erste Mal seine Kuschelung einfordert, rühren zu Tränen und sind immer wieder Momente, die die Mitglieder des Vereins immer weiter machen lassen. Ein Slogan, den man auf der Website sehen kann, fasst die Motivation hinter der Initiative zusammen:
Das Wenige, das du tun kannst, ist viel – wenn du nur irgendwie Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst. Albert Schweitzer
Eine Herausforderung, die sich lohnt
Die Initiative nimmt ihre Aufgabe sehr ernst und vermittelt nur an Menschen, bei denen sie das Gefühl haben, dass es denen Tieren zukünftig gut geht und sie alles erhalten, was sie benötigen. Da kommt es schon mal dazu, dass 14 von 16 Anrufern abgewiesen werden. Denn die Aufnahme von Labortieren sollte keinesfalls unterschätzt werden. Familien mit sehr kleinen Kindern und Anfänger in der Tierhaltung sind nur bedingt für die Adoption von einigen Tieren geeignet. Besonders bei der Aufnahme von Hunden und Katzen stellen sich viele Herausforderungen: die Tiere kennen keine Umwelt und somit keine Autos, keine lachenden Kinder, ja noch nicht mal das Rennen über die Wiese ist ihnen bekannt. Die Tiere sind deshalb oft ängstlich und schreckhaft, dementsprechend geduldig und verständnisvoll sollten die neuen Tierbesitzer sein. Außerdem sind sie nicht stubenrein und müssen sich erst an alles gewöhnen. Doch es gibt auch gute Nachrichten: die Tiere sind schnell im Lernen und die überwältigende Mehrheit macht schnelle Fortschritte, sodass zum Beispiel die meisten Hunde nach 6 Monaten nur noch ein paar kleine Eigenheiten haben, aber ansonsten ganz normal sind. Eine Studie von Bayer ergab, dass sich 91,7 % der Besitzer von Laborhunden sich wieder für ein Laborhund entscheiden würde.
Ablauf einer Vermittlung
Bevor die eigentliche Vermittlung startet, sollten sich die Interessenten genau bewusst sein: Was erwarte ich von meinem Tier und was kann ich einem Tier bieten? Wenn zum Beispiel eine ältere Dame, die nicht mehr so mobil ist, beschließt einen Hund anzuschaffen, sollte dieser dementsprechend auch älterer sein, weil dieser sonst nicht genug Bewegung bekommen würde. Die Anschaffung eines Tieres darf keine Impulsive Handlung sein und muss genau überlegt und vorbereitet werden. In einem Vorgespräch werden alle offenen Fragen geklärt und wenn es grünes Licht von allen Seiten gibt (Interessent, Tier und Initiative), können die Vorbereitungen für den Umzug starten. Mittels eines Vorbesuch oder über digitale Wege wird das neue Heim nochmal untersucht und dann fehlt nur die Schutzgebühr in Form einer Spende als letzter Schritt vor dem
Umzug. Hat sich das Tier eingelebt, gibt es nochmal einen Nachbesuch und zwischendurch steht die Initiative mit rat und Tat zur Seite, immer bereit zu helfen, um das Wohl des Tieres zu gewährleisten.
http://labortiereberlin.de/wp-content/uploads/2019/12/elfi-6-300x169.jpg
Unterstützung
So könnt ihr den Verein unterstützen: http://labortiereberlin.de/helfen/
Quellen: https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierschutz/versuchstierzahlen2018.html;jsessionid=6BC199C 0FDDE5A8462C50F328AB5944C.internet2831#doc69038bodyText10 https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnchen http://labortiereberlin.de/