Tierschutz beginnt im… Garten
Written on January 20th, 2020 by NilsInsekten – klein aber oho
Spricht man in der Öffentlichkeit von Tieren, denken viele Menschen automatisch an Säugetiere, Vögel und vielleicht auch an den ein oder anderen Fisch. Wer dabei häufig zu kurz kommt? Insekten! Sie sind mit die ältesten Lebewesen auf unserem Planeten. Es wurde nachgewiesen, dass unsere Erde bereits vor 400 Millionen Jahren mit ihnen bevölkert war. Seitdem überlebten sie, passten sich den klimatischen Bedingungen und den Veränderungen unseres Planeten an und entwickelten somit eine außergewöhnliche Vielfalt. Heute sind rund eine Million verschiedener Arten registriert. Schätzungen zu Folge existieren jedoch fast zehnmal so viele unterschiedliche Arten auf der Erde. Der Schlüssel zum Überleben der Arten ist ihre Anpassungsfähigkeit. Auf jedem Kontinent, bei noch so widrigen und schwierigen Bedingungen sind Insekten zuhause. Man findet sie in den Wüsten, wo enorme Hitze und wenige Nahrungsquellen vorhanden sind. Genauso allerdings auch in Regionen mit eisigen Temperaturen. Insekten sind jedoch nicht nur Profis bei der Sicherung ihres eigenen Überlebens, sie sorgen tatsächlich auch indirekt für das unsere.
Der große Beitrag der Kleinsten
Auch wenn man sie nicht so häufig sieht, befinden sie sich doch fast überall. Sie sind nicht nur in unserem Garten anzufinden, sondern auch in unserem Haus in jeder noch so kleinen Ecke. So findet man sie in jedem Ökosystem der Welt, wo sie meist als Nahrungsquelle dienen. Sie sind Grundlage der Ernährung vieler Kleintiere wie Vögel, Amphibien, Reptilien oder kleineren Säugetieren. In deutschen Gärten profitieren vor allem Brutvogelarten von der Insektenvielfalt – sie macht nämlich die Nahrung der Jungvögel aus. Gleichzeitig sichern Insekten den Bestand von fast allen Pflanzenarten auf unserem Planeten. Sie Sammeln und Verteilen sowohl bewusst als auch unbewusst die Pollen und auch den Nektar der Pflanzen. Viele Pflanzen könnten sich ohne die Hilfe der Insekten niemals fortpflanzen. Dass Pflanzen für das Überleben von Mensch und Tier unverzichtbar sind, ist kein Geheimnis. Neben der Produktion von Sauerstoff bilden sie zudem den Großteil der menschlichen sowie tierischen Ernährung. Insekten regulieren zudem den Bestand anderer Pflanzen- und Tierarten. Sie fressen Schädlinge und verhindern die Überpopulation bestimmter Arten. Im Kreislauf eines Ökosystem spielen sie noch eine weitere unersetzbare Rolle. Sie sorgen dafür, dass Pflanzen-, Menschen- und Tierkadaver wieder remineralisiert werden. Simpel formuliert; kein Kompost der Welt würde ohne die Arbeit der Insekten funktionieren.
Das Insektensterben
Doch seit einigen Jahren nimmt die Zahl der Insekten drastisch ab. Der Weltrat für Biodiversität veröffentlichte bereits 2016 eine internationale Studie, die alarmierende Ergebnisse lieferte. Weltweit ist das Überleben von Insekten bedroht. In manchen Regionen sind bis zu 40% der Bestände vom Aussterben bedroht. Doch nicht nur die Menge der Insekten nimmt ab, auch die Vielfalt sinkt. In den vergangenen Jahren wurde bei Zählungen immer weniger Arten registriert. Vor allem die Arten, welche zum Überleben auf ganz spezielle Pflanzen und Lebensräume angewiesen sind, haben es schwer. Der Insektenbestand wird anhand von Zählungen und dem Wiegen der gezählten Tiere bestimmt. Das Gewicht aller Individuen einer Art wird als deren Biomasse bezeichnet. Zum Vergleich: die Biomasse aller auf diesem Planeten lebenden Menschen beträgt 0,06 Gigatonnen. Damit haben wir die selbe Biomasse wie alle lebenden Termiten auf der Erde. Nur ein kleines Beispiel, welches einem die zahlenmäßige Überlegenheit der Insekten vor Augen ruft. Jedoch ist alleine in Norddeutschland die Biomassen aller fliegenden Insekten in den letzten 27 Jahren um Dreiviertel zurückgegangen – eine mehr als Besorgnis erregende Entwicklung. Doch wie kann es sein, dass diese Überlebenskünstler auf einmal vom Aussterben bedroht sind?
Warum sterben die Insekten?
Tatsächlich wirken sich verschiedene Faktoren unterschiedlich stark auf das Überleben der Insekten aus. Setzt man sich mit den Ergebnissen, der Forscher*innen und verschiedener Naturschutzbunde auseinander, werden folgende Gründe am häufigsten gennant:
Das Klima und sein Wandel
Durch Temperaturanstiege verändern sich die Lebensbedingungen in verschiedenen Gebieten. Während einige Arten mit den Veränderungen leben können, weil sie sich beispielsweise zur Ernährung nicht auf einzelne Pflanzenarten beschränken müssen, sind andere Arten wesentlich anspruchsvoller. Erhitzt sich eine Region, verändert sich deren Vegetation. Gewissen Pflanzen verschwinden unsanftere siedeln sich an. Auch die Wetterbedingungen verändern sich. Ähnlich wie in den Meeren stellt man fest, dass viele Lebewesen die erwärmten Regionen verlassen. Sie ziehen in kältere, meist nördlichere Regionen. Hier wiederum müssen sie sich neu anpassen. Es gibt andere Bedingungen und durch die „Flucht“ auch mehr Feinde und Nahrungskonkurrenten.
Bebauung
Als „Flächenfraß“ wird der Vorgang bezeichnet, bei dem der Mensch ganze Landschaften einstampft. Hierzu werden der Bau von Straßen und Gebäuden gezählt. Da sich die menschliche Population immer weiter ausbreitet, wird neuer Raum für Wohnungen und Gewerbe benötigt. Häufig werden hier die letzten Grünflächen in der Stadt bebaut oder es werden ganze Wälder und Felder gerodet. Die Veränderung des Lebensraums vollzieht sich so schnell, dass den Tieren keine Möglichkeit gibt, sich anzupassen, es sei denn zu fliehen.
Landwirtschaft
Auch der Ausbau der landwirtschaftlich genutzten Flächen nimmt zu. Monotone Äcker, die in der Regel nur mit einem Getreide bewirtschaftet werden, sorgen für eine drastische Reduzierung der Pflanzenvielfalt. Zudem ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für die meisten Kleinstlebewesen tödlich. So sorgen Pestizide dafür, dass bis auf die von der Landwirtschaft erwünschten Pflanzen, alle anderen absterben. Gerade diese Wiesenkräuter, das „Unkraut“, ist jedoch Nahrung und Nistplatz für die Insekten. Schlimm genug, dass unsere Regierung den Einsatz von schädlichen Schutzmitteln nicht untersagt. Tatsächlich werden weiterhin noch gezielt Insektizide verwendet. Sie sorgen aktiv dafür, dass für die Ernte schädliche Insekten ausgelöscht werden. Dass man hierbei nicht nur die Schädlinge erwischt, ist logisch und furchtbar.
Informationen und Tipps für den Schutz von Insekten findet Ihr in einem weiteren Artikel auf unserem Blog, sowie auf folgenden Internetseiten:
Nabu – Der Naturschutzbund Deutschland e.V. bietet umfassende Aufklärung zum Schutz regionaler Artbestände und liefert Tipps für den Umgang mit Insekten im Alltag:
WWF – auch auf der Internetseite des WWF findet man eine Vielzahl von Hintergrundinformationen zum Insektensterben, sowie simple Tricks, um den Insekten vor seiner Haustier ein angenehmeres Leben zu verschaffen:
https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/tipps-fuer-den-garten/wale-beobachten/